7 Lieder aus letzter Zeit (AT) – Posthumanes Musiktheater von Thom Luz

Gustav Mahlers Rückert-Lieder bilden die Ausgangslage für die neue Musiktheater-Kreation des Schweizer Theaterkünstlers Thom Luz und seinem Ensemble von Schauspieler*innen und Musiker*innen.

So wie Mahlers Lieder handeln Luz‘ musikalische Theaterabende oft vom Kosmos des Untergehens, Verzagens, Vergehens, von der Erschöpfung der Welt - sind aber trotzdem nie trostlos, sondern im Gegenteil voll leisem Humor und magisch schöner Theaterbilder. Oder wie das Berliner Theatertreffen kürzlich schrieb: «Thom Luz ist ein Meister des feinen Unterschieds. Deswegen sind seine Nebelabende auch so etwas wie musikalische Luftpost. Sie versenden ihre schönen Nachrichten irgendwie mit Nichts, durch das Nichts, auf dem Nichts. Jedenfalls mit nichts Greifbarem. Das ist seine schwebende Neudefinition von Komödie. Seine Bühnenfiguren sind Experten des Sonderlichen, Widerständler gegen Festlegungen, Dissidenten der Vernunft und ihrer Wertmaschine aus Ware und Zahl. Ihr Vorbild ist die Nebelmaschine, denn die schafft Bilder, Atmosphäre, Magie, durch die der Klang der Musik hindernislos hindurchdringt.»

Gustav Mahlers Vertonungen der Texte Friedrich Rückerts (komponiert von 1899 bis 1902) sind in der Zeitenwende von der Spätromantik zur Moderne entstanden, geprägt von der Schwermut und Überforderung durch die sich schnell verändernde Welt zwischen den Jahrhunderten.

Unter dem Titel «Lieder aus letzter Zeit» sind diese inhaltlich nicht miteinander verbundenen Kompositionen in einem losen Liedzyklus vereinigt. Die «letzte Zeit» bedeutet hier «kürzlich» - aber natürlich schwingt die Endzeit, das vorherrschende Lebensgefühl des Fin de Siècle, ebenfalls mit. Diesen Titel leihen sich Luz und Ensemble für ihr musikalisches Versteckspiel – denn neben Mahlers grossartig selbstvergessenen Liedkompositionen finden noch weitere Chansons, Madrigale, Kanons und Schlager Eingang ins Stück, die von seltsamen Leben zwischen zwei Ewigkeiten erzählen. Arrangiert für fünfstimmige...