Boswiler Sommer Festival - Jugendliche Reife

Merkt man einer Musik an, wie alt der Komponist war, als er sie schrieb? Ist das so leicht mit dem Frühwerk und dem Spätstil, wie man manchmal vorgibt? Mag sein, dass Ottorino Respighis Doppelquartett noch nicht seinen reifen Stil repräsentiert. Er schrieb es unmittelbar nach seinen Studien, aber das Schulmässige hat es bereits hinter sich gelassen und untergründig ist eine Getriebenheit spürbar, die einen mitzieht. Auch der frühe Quartettsatz Gustav Mahlers fällt eher dadurch auf, dass man bei diesem Komponisten Sinfonisches erwartet; in sich zeigt dieses einzige kammermusikalische Fragment schon viele Merkmale seines späten Stils.

Was hingegen soll an Haydns in London komponiertem, so frischem, wegen seiner Volksmusikanleihen sogenanntem «Zigeunertrio» alt sein? Ursprünglichkeit verbindet sich hier auf überzeugendste Weise mit Kunstfertigkeit. Und manchmal machen Komponisten auch spät noch eine Ausnahme in ihrem Schaffen. So schrieb der Däne Carl Nielsen erst mit 57 Jahren ein bedeutendes Kammermusikstück in Bläserbesetzung. Angeregt wurde dieses Quintett freilich von einem ewig Jungen – von Mozart.

Julia Fischer Violine

Nils Mönkemeyer Viola

Benjamin Nyffenegger Violoncello

Herbert Schuch Klavier

Matvey Demin Flöte

Matthew Hunt Klarinette

Rie Koyama Fagott

Hochbegabte Nachwuchskünstler:innen

Programm:

Joseph Haydn

«Zigeunertrio», Klaviertrio in G-Dur, Hob. XV:25

Carl Nielsen

Bläserquintett, op. 43

Gustav Mahler

Quartettsatz in a-Moll

Ottorino Respighi

Doppio Quartetto

KÜNSTLERGESPRÄCH UM 19.15 UHR

im Gespräch mit Musiker:innen